Produktionspartner tanzhaus nrw
Produktionen
Alexandra Waierstall
Die Choreografin war zuletzt mit dem neu zu entstehenden Gruppenstück IN THE HEART OF THE HEART OF THE MOMENT (2022) im Rahmen des Factory Finale am tanzhaus nrw zu Gast. Dieses ist eng verknüpft mit den außergewöhnlichen Zeiten, die wir in der (post-) pandemischen Phase durchleben. So nähert Alexandra Waierstall sich der Choreografie als Navigationssystem für Gefühle, Wahrnehmung und Verbundenheit, als Werkzeug, das der Erneuerung dienen soll. Jeder getanzte Moment reflektiert dabei den Transformationsprozess, den unsere Körper durch sich verändernde soziale Strukturen durchleben.
Die Künstlerin und Choreografin Alexandra Waierstall gehörte von 2014 – 2016 zur ersten Generation Factory Artists. Sie wuchs in Zypern auf und lebt in Düsseldorf. Ihre Arbeiten wurden international in Theatern, Museen, Galerien und auf öffentlichen Plätzen gezeigt.
Am tanzhaus nrw zeigte sie bereits ANNNA³. The Worlds of Infinite Shifts (2018) in Kooperation mit HAUSCHKA, Bodies and Structure (2019) sowie VENUS un/seen (2020)
Alfredo Zinola
Mit wechselnden und unterschiedlichsten Künstler*innen entwirft Alfredo Zinola Tanzperformances für ein junges Publikum. Dabei sind die Zuschauer*innen bereits im Entstehungsprozess gefragt, erste Skizzen und Proben zu begleiten. In seinem Stück 200 ways, das bereits 2021 am tanzhaus nrw gezeigt wurde und im Rahmen des Factory Finales 2022 erneut zu sehen war, entsteht eine intensive Verbindung zwischen Alfredo Zinola und seinem Publikum. In der spielerischen Performance kann schon die kleinste Bewegung eines Fingers viel erzählen. Auf diese Weise entsteht eine neue Bewegungsvirtuosität: Anstelle von Tricks und Sprüngen dienen einfache, alltägliche Gesten dazu, eine Begegnung zwischen dem Performer und den Zuschauer*innen zu erzeugen. Mit PELLE (2019) sowie Other World (2020) begann die enge Zusammenarbeit zwischen Alfredo Zinola und dem tanzhaus nrw, die 2020 – 2022 in seiner Position als Factory Artist fortgeführt wird.
Alfredo Zinola wuchs mit großer Nähe zum Theater auf und fand durch den italienischen Choreografen Raffaella Giordano zum Tanz. Er studierte Tanz an der Folkwang Universität der Künste, graduierte in interkultureller Kommunikation und schloss den Lehrgang „Kuratieren in den Szenischen Künsten“ der Uni Salzburg im Jahr 2020 ab. Bis 2021 erhielt er eine Basis-Förderung der Stadt München.
Alejandro Ahmed
Sie gelten als die Punks der brasilianischen Tanzszene: CENA 11. Auch wenn dabei Nostalgie mitschwingt, verweist die Referenz zum Punk auf die legendären Werke der Company. In ihnen strapaziert ihr Leiter Alejandro Ahmed mögliche choreografische Muster und entwirft Anordnungen, die er „immaterielle Choreografien“ oder „generativen Tanz“ nennt. Nachdem das tanzhaus nrw im Rahmen des Festivals „Projeto Brasil“ 2016 Monotony of Approach and Fugue for Seven Bodies und einen ersten Ausschnitt von Elephant Protocol präsentierte, kam CENA 11 mit der neuesten Kreation Dark Matter im September 2021 zurück. Motiviert durch das Zusammenspiel pandemischer und politischer Situation sowohl in Brasilien als auch in Deutschland transformierten Alejandro Ahmed und CENA 11 die Vorstellung in ein hybrides Kunstwerk aus Live Performance und virtueller Übertragung.
www.cena11.com.br
www.somethinggreat.de
Alida Dors/BackBone
Mit Or Die Trying (2020) zeigte die Choreografin Alida Dors eine HipHop-Perormance für die Kämpfer*innen in uns allen. Ausgehend von der Einwanderungsgeschichte ihres Vaters erzählt das Stück erzählt persönlichem Wachstum im Spannungsfeld von Selbstdisziplin, Erwartung und Selbstdestruktion.
Alida Dors entwickelte eine eigene Handschrift, die von der Zweisprachigkeit aus urbanem und zeitgenössischem Tanz und von der Begegnung mit anderen Disziplinen geprägt ist. Mit ihrer Kompanie BackBone arbeitet sie seit ihrer Vorstellung Living apart and together (2013) intensiv mit dem tanzhaus nrw zusammen. Nach Harvest (2014), Built for it (2015) und True Colors (2017), Speak Up! (2018) ist Rebound (2019) sechste Vorstellung, die im tanzhaus nrw zu sehen ist. In Zusammenarbeit mit Takao Baba war sie 2018 mit der deutschen Erstaufführung The sorcery: »f*** my keeper« & » Lim it« (2018) im tanzhaus zu Gast.
Anna Till & Katia Manjate
Anna Till und Katia Manjate entwickelten mit Life in Numbers (2019) ihr erstes gemeinsames Projekt. In diesem lag der Forschungsschwerpunkt der beiden Choreografinnen und Tänzerinnen auf dem Einfluss von Zahlen auf ihr Leben. In einer Auseinandersetzung über die Relevanz und die Effekte statistischer Vergleiche hinterfragten sie die Kriterien für eben solche Erhebungen über Identitäten und Eigenheiten der*des Einzelnen kritisch.
Anna Till lebt und arbeitet in Dresden, nachdem sie u.a. ihr Studium am Hochschulübergreifenden Zentrum Berlin (HZT) abschloss. Katia Manjate hat ihren Lebensmittelpunkt in Maputo, der Hauptstadt von Mosambik, wo sie bei CulturArte ihre Ausbildung erhielt und zur ersten Generation zeitgenössischer Tanzschaffender zählt. Anna Till und Katia Manjate trafen erstmals während des Projektes Shifting Realities aufeinander, das 2016 durch das tanzhaus nrw, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste und der École des Sables in Dakar initiiert wurde.
www.annatill.de
Antje Velsinger
Antje Velsinger arbeitet als freischaffende Choreografin und Performerin in Köln und Hamburg. In ihrer Arbeit untersucht sie Schnittstellen von Bewegung, Soundinstallation und bildender Kunst. Zuletzt widmete sie sich der Inszenierung utopischer Körperin ihrem Stück PERFORM! (2021), das den Mikrokosmos des Spitzensports und die damit verbundene Faszination für körperliche Leistung fokussierte.
Zuvor zeigte sie Dreams in a cloudy space (2020), You are here bei Now & Next (2013), sowie die Performance HAUS, KEIN HAUS im Rahmen des Festivals tanz nrw 2017 im tanzhaus nrw. 2018/19 war sie Teil des durch das tanzhaus nrw initiierten Austauschprojektes „Constructing Collaborations“.
Artmann & Duvoisin
Mit Umzug in eine vergleichbare Lage (2021) konfrontierten die beiden Künstler*innen Elsa Artmann und Samuel Duvoisin das Publikum mit den Atmosphären und Brüchen des Frühjahrs 2020. Ausgehend von der Körperlichkeit von Radionachrichten suchen sie nach dem Potenzial eines Tanzens über ebendiese Nachrichten, um Formen von Entmenschlichung einerseits spürbar zu machen und diese zugleich durch tänzerische Handlung und die Präsenz der Performer*innen auf der Bühne herauszufordern. Artmann&Duvoisin, das sind Elsa Artmann und Samuel Duvoisin, erforschen in ihren Arbeiten Formen kollektiver Komposition. Mit ihrem Herangehen, das den Umgang miteinander als zentralen kompositorischen Antrieb nutzt, blicken sie auf Konzepte von Gemeinschaft, die unser politisches Klima prägen. Ihre Ausbildung erhielten sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz Köln. Mit Hätten Sie von sich aus die Familie erfunden (2018) waren sie bereits im Rahmen des Formats Double Bill zu Gast am tanzhaus nrw.
Barbara Fuchs
Die Kölner Choreografin Barbara Fuchs entwirft seit vielen Jahren Tanzstücke für ein junges Publikum. Gemeinsam mit dem Musiker Jörg Ritzenhoff wendet sich Barbara Fuchs dem Körper als sozialem Agent zu, der Generationen überspannende Beziehungsgeflechte mitgestaltet und Spuren legt.
In Arbeiten wie „Pfffhh... – Ein Gummi-Schlauchspiel (2016) sowie PAPIERSTÜCK (2018) spielen Materialien und Klänge eine zentrale Rolle, die sich gemeinsam mit Menschen in überraschende Kompositionen verwandeln. Die Inszenierung MISCHPOKE (2019) nimmt Körper jeden Alters unter die Lupe und dreht sich letztlich darum, wie sie sich verändern und zueinander verhalten. In Karla, Ändi, Arthur (2021) wird von Karla Faßbender und ihrem Blindenführhund Ändi eine Welt eröffnet, in der alle Sinne gleichgestellt sind. Mit der Tanz- und Soundperformance DINGSBUMS für alle ab 2 Jahren widmet sich tanzfuchs PRODUKTION im Mai 2022 den metallischen Alltaghelfer*innen in der Küche und verwandelt sie in ein schepperndes Orchester.
www.tanzfuchs.com
Ben J. Riepe
Zuletzt beleuchtete der Choreograf Ben J. Riepe mit GESCHÖPFE im Oktober 2020 die Conditio Humana, die Natur des Menschen, zwischen fragiler Kreatürlichkeit und eigener schöpferischer Wirkmacht, , zwischen gnadenloser Ausbeutung der Umwelt und machtlosem Ausgeliefertsein ihr gegenüber im tanzhaus nrw.Angelegt als transmediale Oper fragte das Stück nach Möglichkeiten eines neuen Miteinanders.
Mit dem „Karl-Arnold-Preis“ ausgezeichnet, bewegen sich die Inszenierungen von Ben J. Riepe zwischen bildender und darstellender Kunst und nehmen den menschlichen Körper als Ausgangspunkt und Bindeglied. Sein Werk umfasst Bühnenwerke in unterschiedlichsten Kontexten sowie Ausstellungen und andere Formate, wie etwa die Summer School „MEDO“ in 2018.
www.benjriepe.com
Bouni
Mit The Anthropomorph (2019) setzte sich Bouni im Rahmen von Now & Next in einer Soloperformance mit der Technisierung des Menschen auseinander. Die Darstellung möglicher Körperlichkeiten von nicht-menschlichen Wesen wie Robotern erprobte er durch Vielzahl verschiedener Tanzstile.
Bouni, bekannt als urbaner Tänzer aus der Region, als tanzhaus-Dozent sowie Teilnehmer an zahlreichen Battles, bewegt sich vor allem im Genre der Urban Styles. Spezialisiert auf die Techniken des Funk und HipHop, vermittelt er seit 2016 sein Wissen an Teilnehmer*innen am tanzhaus nrw.
Céline Bellut
Mit der Uraufführung A performance is a long quiet river widmete sich die Kölner Choreografin Céline Bellut Ende 2021 dem von Jean-Paul Sartre geprägten Verständnis von Handlungsfähigkeit menschlicher Körper. Mit einem Team von zwei Tänzer*innen, zwei bildenden Künstler*innen und einem Musikkomponisten in einer Inszenierung zwischen bildender Kunst und Bühnenaufführung stellte sie die vermeintlich klare Unterscheidung zwischen Aktivität und Passivität infrage.
Céline Bellut lebt nach ihrem Abschluss an der Folkwang Universität der Künste Essen in Köln. Im Rahmen von Now & Next, der Plattform für den choreografischen Nachwuchs am tanzhaus nrw, war sie 2017 mit Pop it! zu sehen, das einen unverstellten Blick auf die Sexualisierung weiblicher* Körper in der Popkultur bot. 2018/19 war sie Teil des durch das tanzhaus nrw initiierte Austauschprojekt „Constructing Collaborations”. Ende 2019 war HOLD ON im Rahmen des Programmformates Double Bill als erste eigene Produktion am tanzhaus nrw zu sehen.
Choy Ka Fai
Choy Ka Fai gilt als Experte für „Connectivity“, der Suche nach Formen der Spiritualität durch und in digitalen Technologien. Mit Avataren, in die er sowohl historische als auch aktuelle Bewegungsstudien einspeist, und die künstliche Intelligenzen errechnen, entwirft er choreografische Verfahren und überträgt diese von lebenden als auch geisterhaften Körpern ins Hier und Jetzt.
2021-2022 zeigte er Arbeiten aus seiner Performance-Serie COSMIC WANDER, welche die schamanischen Tanzkulturen Asiens erforscht. Inspiriert von persönlichen Begegnungen mit Schaman*innen in Singapur, Taiwan, Vietnam, Sibirien, und Indonesien präsentierte der Choreograf und Medienkünstler im Januar 2021 die Online-Simulation Blue Sky Academy #331C sowie die Performances Kuan Yin Kali live aus dem Singapore Art Museum, THE THIRD PRINCE + YISHUN IS BURNING (August 2021) und Lotus Tiger Society (Januar 2022), inspiriert von den Geschichten der vietnamesischen Diaspora.
Während seiner Zeit als Factory Artist (2017-2019) feierte UnBearable Darkness 2018 seine Uraufführung im tanzhaus nrw. Mit Dance Clinic, koproduziert durch das tanzhaus nrw, machte er es sich hingegen zur Aufgabe, die Übel des zeitgenössischen Kreativitätsimpetus zu heilen.
Cia. Jose Manuel Álvarez
Als eine Annäherung an unterschiedliche Ausdrucksformen des Flamenco untersucht das Stück Cruces (2020) des aus Sevilla stammende Jose Manuel Álvarez verschiedene künstlerische Aspekte wie die Inszenierung auf der Bühne genauso, wie den Flamenco in seinen alltäglichen Erscheinungsformen. Die vier Hauptakteure Tanz, Gesang, Gitarre und Perkussion brechen die traditionelle Hierarchie der Flamenco-Codes auf und treten in einen Dialog. Gemeinsam suchen sie einen Ort der Begegnung, einen Punkt des Gleichgewichts, der es ermöglicht, die Durchlässigkeit des Flamenco zu erkennen und seiner Intimität näher zu kommen.
Jose Manuel Álvarez arbeitete mit Tänzer*innen und Choreograf*innen wie Marco Flores, Olga Pericet, Juan Carlos Lérida und Guillermo Wieckert. Als Tänzer war er Teil von Tourneen renommierter Künstler*innen, die ihn durch Europa und Asien führten. Seit dem Jahr 2014 arbeitet er selbst als Choreograf.
Claire Cunningham
Claire Cunningham war von 2017 bis 2019 Factory Artist am tanzhaus nrw. Sie ist eine multidisziplinäre Künstlerin und Performerin mit derzeitigem Lebensmittelpunkt in Glasgow, Schottland. Ihre Arbeit ist von der Auseinandersetzung mit ihrer Körperlichkeit und ihren Krücken geprägt, mit deren Gebrauch und Erweiterung des ursprünglichen Zwecks sie sich ihren eigenen Aktionsradius schafft. Während sie als klassisch geltende Bewegungstechniken ablehnt, die zumeist ausschließlich für nicht-behinderte Körper entworfen wurden, genauso wie Versuche, sich nach Stilen oder Körpern zu richten, die nicht ihre eigenen sind, entwickelt Claire Cunningham mit ihren Krücken eine besondere Bewegungstechnik. Dabei versteht sie ihre Kunst, die dezidiert ihrer Perspektive als Künstlerin mit Behinderung entstammt, immer auch als Aktivismus.
Mit der ortsangepassten Düsseldorfer Wiederaufnahme ihres Projekts Guide Gods 2018 verhandelte sie erneut die Sicht unterschiedlicher religiöser Lehren auf Behinderung. Im Herbst 2019 folgte ihre neue Arbeit Thank you very much, in der sie gemeinsam mit drei weiteren Performer*innen den Blick auf Momente lenkt, in denen Menschen in die Haut anderer schlüpfen und Bewegungen ihren Kontext überspringen. Für die Weiterentwicklung des tanzhaus nrw als einer Institution, die sich als inklusiv versteht, gab Claire Cunningham maßgebliche Impulse. Neben der Publikationsreihe The Choreography of Care (2021-2022) untersuchte Claire Cunningham im gleichnamigen Symposium während des Factory Finales, welche Bedeutung dem Konzept Care, die (Für-)Sorge für sich und andere, sowohl in ihrer Tätigkeit als auch in der Arbeit von geschätzten Kolleg*innen und Künstler*innen zukommt.
Dani Brown & Gaëtan Brun-Picard
Dani Brown wuchs in den USA auf und schloss ihre Tanzausbildung in Arnheim bei ArtEZ ab. Seitdem arbeitet sie in Europa mit diversen Choreograf*innen, darunter Ligia Lewis, Alexandra Waierstall und Lea Moro, und kreiert eigene Arbeiten. Gaëtan Brun-Picard lebt in Paris und ist als Choreograf und Künstler in unterschiedlichen Medien mit Raum und Licht beschäftigt. Vom urbanen Tanz kommend, entwickelte er seinen Stil im zeitgenössischen Kontext weiter und arbeitet in unterschiedlichen Konstellationen mit Choreograf*innen wie Eric Minh Cuong Castaing, Alessandro Sciarroni oder Emanuel Gat. Dani und Eric trafen im Projekt Cliffdancers (2017) erstmals aufeinander und führen mit Untitled, report from another side ihre gemeinsame Arbeit fort.
.Dencuentro
Das Kollektiv .Dencuentro, bestehend aus den drei Kölner Performerinnen Amanda Romero, Constanza Javiera Ruiz und Greta Salgado Kudrass, konfrontierten in SINP’A (2020) den akademisierten Tanz mit der traditionellen Ausdrucksform des „Tinku“, einem bolivianischen Kampfritual. Das Stück stellt die Dynamik zwischen der Begegnung in Verflechtung und der Konfrontation einander gegenüber. Die Begegnung, in der sich Frauen die Haare flechten, die Begegnung im Faustkampf, die Begegnung der Tänzer*innen mit der Musik und die Begegnung ineinander gleitender Körper. SINP’A bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Kooperation und Widerstand verschiedener Identitäten und öffnet die physische Konfrontation als eine weitere Option, das Leben zu feiern.
Enis Turan
Enis Turan lebt nach seinem Abschluss am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz Köln als Choreograf und Performer in Köln und Berlin. Mit The Beauty and the Beast präsentierte er 2015 im Rahmen von Now & Next sein erstes Solo am tanzhaus nrw. Bereits zwei Jahre später wirkte er an Cliffdancers (2017) mit, einer Produktion von tanzhaus nrw und der Kopergietery in Ghent.
www.enisturan.com
Éric Minh Cuong Castaing
Der in Marseille lebende Choreograf Éric Minh Cuong Castaing entwirft mit seiner Compagnie „Shonen“ Formate, in denen er Technologien und Menschen in direkte Verbindung setzt und dadurch essenzielle Fragen berührt. Im Stück Forme(s) de Vie, welches im Dezember 2021 am tanzhaus nrw gezeigt wurde, entwickelte der Choreograf Éric Minh Cuong Castaing eine im Rahmen von L’Âge d’Or (2019) entstandene Praxis weiter, in der Tänzer*innen in einer choreografischen Erfahrung als menschliche Prothesen mit Performer*innen mit eingeschränkter Mobilität eintauchen. Das Prinzip der gegenseitigen Übertragung von Körper- und Tanzsprache wurde in dieser Performance mit einer Ebene der Erinnerung an Bewegungen erweitert.
Mit dem tanzhaus nrw arbeitete er bereits für die Projekte School of Moon (2016) und PHOENIX (2018) sowie L’Âge d’Or (2019) zusammen.
www.shonen.info
Fabien Prioville
Mit den Mitteln des Tanzes untersuchte die fabien prioville dance company in 1250 Mb/s im November 2021 Prozesse der Datensammlung und Datennutzung. Gemeinsam mit Wissenschaftler*innen der Hochschule Düsseldorf entwickelten Fabien Prioville und sein Team eine haptische Entsprechung im performativen Raum für die sonst im Verborgenen ablaufenden Prozesse des Datentrackings.
Fabien Prioville erfuhr als Choreograf und Tänzer eine starke ästhetische Prägung durch seine Mitwirkung am Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. In den eigenen Arbeiten erweiterte er das Spektrum seiner künstlerischen Arbeit durch eine intensive Auseinandersetzung mit neuen Technologien und deren Schnittstelle zu Tanz. Auf seine Choreografien NOUS (2011), Experiment on Chatting Bodies (2012), The Smartphone Project (2013), Time for Us (2014), SOMA Project (2015), La Suite (2016), How do you fear? (2017) folgte 2018 die VR-Installation Rendez-Vous, 2019 die Performance Power Moves sowie 2021 die multiperspektivische Recherche The ZOOMOLOGISTS.
HARTMANNMUELLER
Seit dem Abschluss an der Folkwang Universität der Künste Essen entwirft HARTMANNMUELLER Arbeiten, die durch die Suche nach neuen Ausdrucksformen, die von filmischen und popkulturellen Ästhetiken beeinflusst sind, gekennzeichnet sind. Zuletzt zeigten sie die Uraufführung von NO FUN als Stream während es Lockdowns im März 2021. Inmitten in einer Gesellschaft aus Närr*innen und Clowns wurde das Publikum zu einem allerletzten Tanz eingeladen, der die aktuelle Situation 2021 reflektierte.
In den vergangenen sechs Jahren entstanden sieben Bühnenproduktionen zwischen Tanz, Performance und bildender Kunst, die sich durch Humor und Ernsthaftigkeit zugleich auszeichnen, darunter Melodien zum Träumen (2015), it is what it is (2015), Du bist nicht allein (2016), in noT (2017), my saturday went pretty well until I realized it was Monday (2018) und Die Schöpfung (2019).
Jan Martens
Jan Martens war 2014 bis 2016 Factory Artist am tanzhaus nrw. Bis 2018 folgte die Verbindung mit dem Theater Le Gymnase im französischen Roubaix, bis 2021 ist er „Creative Associate“ bei deSingel International Arts Campus in Antwerpen. In seinen Arbeiten, die das tanzhaus nrw fast ausnahmslos gezeigt hat, beweist er ein bemerkenswertes Gespür für die drängenden Fragen unserer Zeit. Für PASSING THE BECHDEL TEST (2019) stöberten 13 junge Menschen zwischen 14 und 19 Jahren zusammen mit Jan Martens durch ein Jahrhundert feministischer Literatur – von Virginia Woolf bis Susan Sontag, von Toni Morrison bis Maggie Nelson.
any attempt will end in crushed bodies and shattered bones eröffnete im März 2022 das Factory Finale. In dieser Zusammenarbeit von Jan Martens und dem Dance On Ensemble betreten Tänzer*innen verschiedener Generationen gemeinsam die Bühne und treffen als atypisches, siebzehnköpfiges, aus einzigartigen Persönlichkeiten bestehendes Corps de Ballett in einer Altersspanne von 17 bis 70 Jahren auf das Publikum.
Katja Heitmann
Mit Motus Mori (2020) vertiefte sich Katja Heitmann in eine langfristige Recherche zu den kleinen Gesten und nebensächlichen Alltagsbewegungen, die leicht in Vergessenheit geraten. In Bewegungsinterviews richteten sie und ihre Performer*innen einen sorgfältigen und einfühlsamen Blick auf die Choreografien des Schlüsselbeins, das zarte Wiegen des Bauches und die Anatomie eines Seufzers. In einem lebenden Museum entstand so ein einzigartiges Portrait und Archiv der Stadt. Das Ergebnis dieser Recherche wurde im August 2020 präsentiert.
Katja Heitmann lebt und arbeitet in Tilburg und entwirft mit ihrem Partner Sander van der Schaaf unter dem Label „this is not a show“ Projekte zwischen Choreografie und bildender Kunst. Zuletzt war sie am tanzhaus nrw mit Pandora’s Dropbox (2017) und For iTernity (2017) zu sehen. Im Rahmen einer Residenz im Realen des Bündnis internationaler Produktionshäuser erforschte sie 2018 bereits Körper-Algorithmen gemeinsam mit Besucher*innen des Zentrum Plus/DRK im Düsseldorfer Stadtteil Friedrichstadt.
Kollektiv ZOO
Das Kollektiv ZOO – bestehend aus Jens Eike Krüger, Constantin Leonhard und Anja Plonka – erforschte in Takanakuy Shower (2019) Selbstsorge und Selbstoptimierung im Format einer „Shower“ als festlich-gemeinschaftliche Zusammenkunft. In einer langen Nacht der Hinwendung zu sich selbst durchlaufen sie zwischen partizipativer Performance und Bewegungsinstallation die zart-intimen bis eruptiven Modi der Selbsterforschung.
2017 zeigte das Kollektiv aus Absolvent*innen der Szenischen Forschung an der Ruhr Universität Bochum und der Kunsthochschule für Medien Köln im Rahmen des Nachwuchsformates des tanzhaus nrw, Now & Next, ihre performative Videoinstallation Construction Support. Das Material entstand während der Sommerresidenz im selben Jahr. Im Rahmen der „Residenzen im Realen“ verbrachte das Kollektiv ZOO auf Einladung des tanzhaus nrw sechs Wochen bei Fitness Unlimited und entwarf das Kursangebot Joying I, Vorläufer der Takanakuy Shower. Im Modus des Tollens entdeckten sie dabei eine eigene Bewegungspraxis, die sich selbst gegen alle Regeln der marktliberalen Verwertbarkeit verteidigt.
Louise Lecavalier
In Stations (2020) beschritt die Choreografin Louise Lecavalier die namensgebenden vier Stationen, die auf die zyklische Wiederkehr der vier Jahreszeiten oder die unendliche Weite der Himmelsrichtungen verweisen könnten, immer auf der Suche nach einer eigenen, inneren Wahrheit. Mal in sich gekehrt, im nächsten Moment wie besessen, animalisch oder fluide – das Stück kennzeichneten immer wieder neue, körperliche Zustände.
Louise Lecavalier wurde bekannt durch ihren überwältigenden und energiegeladenen Tanzstil, den sie u.a. in der Arbeit mit La La La Human Steps und Édouard Lock in den 1990er Jahren entwickelte. In dieser Zeit entstandene Arbeiten haben heute Kultstatus – nicht zuletzt stand sie mit David Bowie und Frank Zappa auf der Bühne. 2006 gründete Louise Lecavalier ihre eigene Company „Fou glorieux“. Bereits 2009 war im tanzhaus die Produktion A few minutes of Lock zu sehen, in welcher Lecavaliers berühmter „Barrel Jump“ in den Fokus rückt. Mit So Blue schuf sie 2012 ihr erstes abendfüllendes Stück, gefolgt von Battleground vier Jahre später. Beide Werke hatten ihre Uraufführung im tanzhaus nrw.
Paul Davis Newgate
Der Tänzer Paul Davis Newgate war zuletzt mit seiner Eigenproduktion The Mask (2020) am tanzhaus nrw zu Gast. Mit wechselnden Masken und einem explosiven, energetischen und dynamischen Tanzstil entwirft er eine Erzählung über innere und äußere Masken. Masken, die getragen werden können, Masken, die gefühlt werden oder die Gefühlen Ausdruck verleihen. The Mask ist physisch und gleichzeitig abstrakt, hochemotional und fast unwirklich.
Rabih Mroué
2020 wurden in einem Doppelabend zwei Arbeiten des interdisziplinären, libanesischen Künstlers Rabih Mroué präsentiert, die er für das DANCE ON ENSEMBLE schuf. DANCE ON ist ein Projekt, das den Erfahrungsschatz und das künstlerische Potenzial von Tänzer*innen über 40 Jahren auf einzigartige Weise erlebbar macht. Es wurde 2018 unter der Leitung von Ty Boomershine neu aufgelegt.
In dem Stück Elephant bewegen sich die Tänzer*innen Ty Boomershine, Jone San Martin und Marco Volta im Dialog mit geometrischen Mustern.
You should have seen me dancing Waltz stellt die potenzielle Vieldeutigkeit von Tanz der behaupteten Eindeutigkeit von Schlagzeilen aus Tageszeitungen gegenüber. Wie beeinflussen Berichte über Gewalt, Katastrophen und politische Kämpfe den Körper der Tänzer*innen? Verändert eine Sprache der Gewalt die Bewegung sogar? Gemeinsam mit den Tänzer*innen verhandelt Rabih Mroué diesen kaum zu erfassenden Komplex auf eine sehr persönliche Weise.
Reut Shemesh
Reut Shemesh lebt und arbeitet als Choreografin und Performerin in Köln. Ihre Ausbildung absolvierte sie bei ArtEZ in Arnheim und schloss ein Postgraduiertenstudium an der KHM in Köln an. In ihren Arbeiten The Virgin’s Voice, ATARA, WITNESS, COBRA BLONDE und LEVIAH setzt sie sich mit Querverbindungen zwischen sichtbarer Selbstdarstellung von Weiblichkeit und imaginierten Selbst- und Fremdzuschreibungen auseinander. Mit einer Vorstellung von LEVIAH fing die intensive Zusammenarbeit zwischen Reut Shemesh und dem tanzhaus nrw an. Sie ist von 2020 bis 2022 Factory Artist. Das Stück, welches die physischen sowie emotionalen Auswirkungen des Militärdiensts in Israel auf weibliche Körper untersucht, wurde erneut im Rahmen des Factory Finales im März 2022 im tanzhaus nrw aufgeführt.
Reut Shemesh, von der Zeitschrift „tanz“ als eine der Hoffnungsträgerinnen 2019 hervorgehoben, war mit ihrer Arbeit ATARA, koproduziert durch das tanzhaus nrw, etwa zur biennalen „Tanzplattform Deutschland“ im März 2020 eingeladen. Anlässlich der Einladung nach München entstand ein sehr lesenswertes Porträt unter dem Titel „Frauen in Uniform“ der Journalistin Melanie Suchy /„tanz“ über die künstlerische Arbeit von Reut Shemesh.
Sebastian Matthias
In der interaktiven Tanzperformance Urban Creatures (2022) verhandelt Sebastian Matthias die Frage, ob digitale Inhalte zur Bedrohung werden können und welche Spuren die Smartphone-Technologie in unseren Körpern hinterlässt. In Urban Creatures begegnen die Besucher*innen Kreaturen der Ängste und werden selbst Teil der Sound-Installation. Elektronische Klänge aus dem Handy verschmelzen zu einem kollektiven Klangkörper.
Sebastian Matthias lebt und arbeitet als Choreograf und Wissenschaftler in Berlin und Hamburg. In seiner Zeit als Factory Artist am tanzhaus nrw von 2014 bis 2016 zeigte er Danserye (2014), drei Stücke seiner groove space-Serie sowie Intergalactic Underwater Palace (2018) für Kinder und XOXO (2020) für ein jugendliches Publikum. Durch seine Praxis in partizipativer künstlerischer Forschung entwickelt er interdisziplinäre Projekte zwischen Tanz, Medien und Wissenschaft.
SEE!
In der Performance Superversammlung / superassemblage (2021) versammelte SEE! ungehörte, marginalisierte, verhöhnte und verstummte Stimmen. Jeder einzelne Chor, der in jedem*r Performer*in zusammenkommt, murmelt, flüstert, singt, lacht, schreit auf und verschafft sich Raum. Diesen Versammlungen errichtet SEE! ein performatives Klangmonument, baut es wieder ab und anschließend wieder auf – immer wieder neu, für jede Stimme, für jeden Sound, für jede Verstummung. Wie immer in ihren Arbeiten verbindet das Künstler*innenkollektiv SEE! auch hier Sound, Text und Bewegung zu einer autarken, gleichberechtigten Formensprache, die nun erstmals in einer filmischen Bearbeitung zu sehen ist.
Das Kölner Kollektiv SEE! setzt sich zusammen aus den Choreografinnen und Künstlerinnen SE Struck und Alexandra Knieps, die in Kooperation mit einem festen Team von Musiker*innen, Tänzer*innen und Künstler*innen anderer Sparten eine Gruppe formieren, um mit Performances und Installationen Räume zu besetzen.
Stefanie Elbers
Mit glitchy communication (2021) erforschte die Choreografin Stefanie Elbers gemeinsam mit Jugendlichen spielerisch und in künstlerisch choreografischen Experimenten unsere Online-Video-Kommunikation in der aktuellen Zeit. In der Auseinandersetzung mit Körperlichkeit innerhalb diese digitalen Formate steht die Frage, welche neuen Kontaktmöglichkeiten –und Arten durch Unterbrechungen, die in der direkten physischen Begegnung nicht vorkommen, entstehen.
Stefanie Elbers arbeitet als freischaffende Choreografin und Tanzvermittlerin in NRW. Ihre vermittelnden und choreografischen Tätigkeiten im Bereich Tanz und Theater umfassen alle Altersgruppen. Zusammen mit dem Regisseur Oleg Zhukov erarbeitet Stefanie Elbers am FFT Düsseldorf regelmäßig Stücke mit jungen Menschen.
Stephanie Thiersch/MOUVOIR
Stephanie Thiersch, bekannt für Inszenierungen zwischen Installation, Tanz und Medienkunst, studierte u.a. an der Kunsthochschule für Medien in Köln (KHM). Im Jahr 2000 gründete sie ihre Kompanie MOUVOIR und erhält seit 2009 die NRW Spitzenförderung für zeitgenössischen Tanz. Bilderschlachten / Batailles d'Images (2019) ist eine Kreation von Stephanie Thiersch und der Komponistin Brigitta Muntendorf für acht Tänzer, ein Streichquartett und ein Orchester. In der interdisziplinären Zusammenarbeit entstand ein Ballett über das Ende der Welt, ein „ballet noir“, das zügellos in unserer Kulturgeschichte wildert. Bilderschlachten / Batailles d'Images soll ein Nachdenken über den Zustand permanenter Überladung provozieren. Ausgangspunkt ist die exzellent komponierte Zitatenansammlung des Komponisten Bernd Alois Zimmermann „Musique pour le souper du Roi Ubu“ aus dem Jahr 1968, ein musikalischer Gefahrenraum der Maßlosigkeit, des Vulgären und der Machtanhäufung, den es zu zerlegen gilt. Die Inszenierung für insgesamt 55 Künstler feierte einen überwältigenden Erfolg anlässlich seiner Uraufführung in Nîmes.
THE ART OF ZOE
Die Düsseldorfer Performance Künstlerin Zoe (Marie-Zoe Buchholz) nahm sich in ihrer ersten Produktion FEMINASAGA (2020) einem Mythos an, der gerade ein Comeback erlebt: die Hexe. Rebellisch und laut, provokant und hyperfeminin gibt sie eine feministische Antwort auf Sexismus, Patriarchat und den männlichen Blick, der Geschichte(n) als weiß und heteronormativ erzählt. In ihrer Performance verhandelt Zoe in einer ästhetischen Sprache aus Voguing, Poetry, Kostüm und Gesang eine Geschichte aus weiblicher Perspektive und stellt die Frage, in welchen Formen Weiblichkeit rehabilitiert und rückangeeignet werden kann.
Yasmeen Godder
Die israelische Choreografin Yasmeen Godder und das tanzhaus nrw pflegen seit Langem eine enge Zusammenarbeit, bei der die in Freiburg ansässige Wissenschaftlerin und Pädagogin Monica Gilette eine wichtige Rolle spielt. Ihre interaktiven Gruppenstücke Common Emotions (2018) und SIMPLE ACTION (2018) sowie das Duett Demonstrate Restraint (2019) mit der Musikerin Tomer Damsky haben bleibenden Eindruck in Düsseldorf hinterlassen. Für Yasmeen Godder ist Empathie eine zentrale Fähigkeit und nimmt in ihren Arbeiten eine gewichtige Rolle als choreografisches Verfahren ein.
Eine zweijährige Recherche führte sie an unterschiedliche Orte und brachte sie in Kontakt mit vielen Communities. An drei Abenden kamen die Ergebnisse dieser Studien in drei verschiedenen Kombinationen Practicing Empathy #1, #2 by 2 und #3 im September 2021 auf die Bühne. Im Rahmen der UNDERGROWTH Talk-Reihe, die von Monica Gilette konzipiert wurde, sprach Godder Ende 2021 über ihre Recherche zum Begriff Empathie.