Eine Fotografie der Performance "Erste Schritte zu den Schwellen" von Zwoisy Mears-Clarke, die im Hofgarten stattfand. Im Vordergrund laufen fünf Performer*innen nebeneinander über einen Weg, der von Bäumen umgeben ist. Sie tragen Kostümen aus fließenden Stoffen und Masken, die ebenfalls aus Stoffen bestehen. Ihre Arme sind ineinander eingehakt. Im Hintergrund ist eine Gruppe von Personen, die der Performance beiwohnt und den Weg der Performer*innen verfolgt. Zwei der Personen tragen einen Langstock.
Thema

Labor für kreative Audiodeskription

Community of Reception von Fia/Sophia Neises und Zwoisy Mears-Clarke

Das Labor für kreative Audiodeskription startete im April 2023. Es richtet sich an Mitglieder der blinden und sehbehinderten Community und Menschen aus NRW, die ein Interesse an Audiodeskription für Tanz bzw. an ästhetischer Barrierefreiheit haben. Ziel des Labors ist die kreative Weiterentwicklung von Audiodeskription für Tanz. Audiodeskription wird hier als Werkzeug zur Teilhabe und integrativer Bestandteil von Kunst gefördert und als vielfältige und experimentelle Praxis vermittelt. Ein wichtiger Aspekt ist außerdem das gesellige Zusammenkommen, das Unsicherheiten auf allen Seiten abbauen kann. Regelmäßig finden Workshops und Treffen mit Aufführungsbesuchen statt. Die Gruppe sammelt dabei auch (kritisches) Feedback zu Barrieren am tanzhaus nrw.
Konzipiert und geleitet wird das Angebot von Fia/Sophia Neises und Zwoisy Mears-Clarke. Teil des Labors sind Teilnehmer*innen aus unterschiedlichen Feldern, mit unterschiedlichen Backgrounds: blindes und sehbehindertes Publikum des tanzhaus nrw, blinde und sehbehinderte Künstler*innen und Dramaturg*innen sowie sich für Audiodeskription und inklusive Ästhetik interessierende sehende Künstler*innen aus NRW.

Fia/Sophia Neises ist weiße queere sehbehinderte Performerin, Dramaturgin, Theaterpädagogin und Aktivistin für die Rechte behinderter Menschen. Sie arbeitet inklusiv als Choreografin und Tänzerin für Stücke und immer wieder auch als Dramaturgin für sehbehindertes und blindes Publikum. Zwoisy Mears-Clarke versteht sich als Choreograf*in der Begegnung. Das spiegelt sowohl Zwoisys Ansatz als Schwarze*r queer*e Choreograf*in als auch als Community Organizer (wörtlich übersetzt: ‚Gemeinschaftsorganisator*in‘) wider. Seit Beginn von Zwoisys Karriere entwickelt Zwoisy mit einem intersektionalen Ansatz Tanzstücke für ein Publikum von sehbehinderten, blinden und sehenden Menschen. Fia/Sophia Neises & Zwoisy Mears-Clarke arbeiten seit 2016 zusammen. Kontinuierlich teilen sie ihr Wissen und ihre Erfahrung mit Tanzkünstler*innen und Mitgliedern der sehbehinderten und blinden Community und forschen gemeinsam mit ihnen weiter.

Regelmäßige Mitwirkende des Labors sind u. a.: Agnes Kappaun, Alexander Panevin, Andrea Eberl, Britta Van Hall, Camilla Moitroux-Fusshoeller, Fabian Lilian Korner, Melanie Hambrecht, Nismiye Önder, Sabine Kuxdorf, Traugott Sobiech, Yasha Müller.

Eine Gruppe von Personen befindet sich in einem Studio des tanzhaus nrw. Sie sitzen in einem Kreis auf dem Boden, auf Yogamatten oder Sitzsäcken.

Ansprechpartnerin: Lucie Ortmann, dramaturgie@tanzhaus-nrw.de

Audiodeskriptionen am tanzhaus nrw

Audiodeskriptionen werden am tanzhaus nrw ab Dezember 2024 von einem Tandem entwickelt, das sich im Rahmen des Labors für kreative Audiodeskription gebildet hat. Das Tandem aus Sabine Kuxdorf und Thaddäus Maria Jungmann lotet die Ausdrucksformen, Facetten und Grenzen von Audiodeskription aus. Im Sinne der aesthetics of access stehen die beiden Beschreiber*innen – anstatt die Audiodeskription nachträglich hinzuzufügen – bereits während des Probenprozesses im Austausch mit den Choreograf*innen. Ihr Stil der künstlerischen Audiodeskription geht über die klassische, neutrale Übersetzung visueller Informationen hinaus, experimentiert mit Sprache und ermöglicht blindem und sehbehindertem Publikum über Kopfhörer einen sinnlich-atmosphärischen Zugang zu den jeweiligen Stücken.

Am Fr 13.12. findet das Stück POINT OF NO RETURN von Yeliz Pazar mit Audiodeskription statt.

Portraitfoto von Sabine Kuxdorf.

Sabine Kuxdorf

Sabine Kuxdorf ist eine in Köln ansässige Sozialarbeiterin. Erste Tanzerfahrungen sammelte sie im Rahmen des Stücks Collisions Interdites vom DIPHTONG KOLLEKTIV in welcher sie 2022 performte. Sie ist blind und arbeitet als Performerin sowie Beraterin im Bereich Access-Dramaturgie und Teilhabe bei Theater- und Tanzproduktionen in NRW, u. a. mit Khadidiatou Bangoura und der Sticky Fragments Physical Theatre Company.

Portraitfoto von Thaddäus Maria Jungmann

Thaddäus Maria Jungmann

Thaddäus Maria Jungmann lebt als freiberufliche*r Performer*in in Köln. In der eigenen künstlerischen Praxis beschäftigt sie sich mit der Handlungsmacht von Objekten im Verhältnis zu ihrem eigenen queeren Körper. Als Journalist*n kam sie durch das Schreiben über Tanz zur Audiodeskription. Momentan erforscht sie im Masterstudiengang Tanzwissenschaft an der Hochschule für Musik und Tanz Köln das Feld der künstlerischen Audiodeskription.