junges tanzhaus

Mit Arbeiten von Nasrin Torabi & Ruby und Rayboom

Urban Double Bill
Kleiner Saal
Termine
08.03.2024 – 09.03.2024
Zwei Frauen sind im Wald, die eine sitzt auf einem Stuhl, die andere steht Rücken an Rücken neben ihr. Die stehende Frau hat ein Tuch um die Schultern und den Kopf gelegt und hält einen Blühmenstrauß.
In Bild ist ein Torso Ausschnitt eines Mannes zu sehen, er guckt nach links und hat seinen rechten Arm auf seiner Schulter.
Zwei Frauen stehen in einem Wald und lehen sich aneinander an. Sie sind beide aus ihrem Schwerpunkt herraus und lehnen sich schräg gegen einander.

Im Urban Double Bill werden zwei Performances von Künstler*innen aus der urbanen Tanzszene hintereinander präsentiert. Auf den Nachwuchsplattformen Performance Session und Now & Next zeigten Nasrin Torabi und Diana Schöne alias Ruby sowohl mit ihrem gemeinsamen Kollektiv Hood of Sisters (HoS) als auch Solokünstlerinnen bereits Ausschnitte und Arbeitsstände ihrer choreografischen Praxis. Auch der Düsseldorfer Tänzer und Choreograf Rymon Zacharei alias Rayboom zeigte im tanzhaus nrw vielfach eigene Arbeiten und Work in Progress.

In DER PASS beschäftigt sich Rayboom mit dem Dokument, das Bewegungsfreiheit global extrem unterschiedlich verteilt. Dabei verschmelzt er urbane und zeitgenössische Tanzformen zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Einreise, Ausreise und Bleibefreiheit. Auf der Suche nach Verbindungsmöglichkeiten von Tanztraditionen aus der Ukraine und dem Iran mit House und HipHop, führen Nasrin Torabi und Ruby in Schneeweißchen und Rosenrot – Postmigrant Realities eine Auseinandersetzung mit ihren Familiengeschichten und Lebenswirklichkeiten.

DER PASS

 „Der Paß ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustande kommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Paß niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.“  (aus Flüchtlingsgespräche, Bertolt Brecht)

Was bedeutet es aus seiner Heimat geflohen zu sein? Welche Folgen hat das in der Stadt, in der man lebt? Was lässt einen heimisch werden und welche Rolle spielt ein Pass dabei?
Das Wort „Pass“ vom lateinischen Passus, der Schritt, gilt als offizielles Dokument, das uns ermöglicht, einen Schritt woanders hinzugehen. Für viele Geflüchtete ist es nicht selbstverständlich einen Pass zu haben. Aufgrund von gewaltsamer Vertreibung aus ihrem eigenen Land, durch Krieg oder Flucht, werden die Menschen bei Verlust von gültigen Ausweispapieren handlungsunfähig. Die Anwesenheit oder Abwesenheit von Pässen bestimmt daher den Alltag von Geflüchteten auf besondere Weise, wie bei Fragen zu Visa, Ausreise-, Einreise- oder Aufenthaltsgenehmigungen. Der Choreograf und Tänzer Rymon Zacharei alias Rayboom, der als Kind mit seinen Eltern als Folge des Irak-Kriegs nach Deutschland kam, verbindet seine eigenen Erlebnisse und Recherchen mit einer Performance aus Bewegungen und Klängen im Spannungsfeld unterschiedlicher Kulturen. Urbane und zeitgenössische Tanzformen verschmelzen zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Identität und Heimat.

Wenig Sprache,  Altersempfehlung: 11+

Choreograf und Tanz: Rymon Zacharei; Beatbox und Sounddesign: Carlos Howard


Gefördert durch das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Schneeweißchen und Rosenrot – Postmigrant Realities

Auf der Suche nach möglichen Verbindungen setzen sich Nasrin Torabi und Ruby künstlerisch mit ukrainischer und iranischer Tradition sowie urbanen Tanzstilen auseinander. Dabei lassen sie ihre Familiengeschichten und unterschiedlichen Lebensrealitäten mit in das Stück einfließen. Nasrin, geboren in Berlin, lernte in ihrer Kindheit die iranische Kultur durch ihren Vater kennen und stand stets zwischen zwei Welten. Ruby kam im Alter von 12 Jahren nach Deutschland und lies ein Stück von sich selbst in der Ukraine zurück. Das Märchen Schneeweißchen und Rosenrot nutzen die beiden Tänzerinnen, um sich durch das komplexe Verhältnis von kulturellem Erbe, Familiengeschichte und traditionellen Tänzen sowie ihrer postmigrantischen Gegenwart als Tänzerinnen innerhalb der urbanen Tanzszene zu navigieren. Der Rückgriff auf das Märchen dient ihnen auch dazu, ihre Rolle als Frau* innerhalb der Gesellschaft und im Tanz zu reflektieren. Sie zeichnen ein Bild von urbanen Tanzkulturen, die offen und wandelbar sind – und in denen ihr persönliches, familiäres und kulturelles (Bewegungs-)Erbe einen Platz beanspruchen und diesen auch erhalten kann.

Ruby und Nasrin arbeiten seit 2020 zusammen und organisieren gemeinsam Battles, Jam Sessions oder Workshops. Sie sind Mitbegründerinnen des 2020 entstandenen Tanzkollektivs Hood of Sisters (HoS), das gemeinsam für Frauen* und Jugendliche in der urbanen Szene Freiräume, Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten schafft. Als Nachwuchskünstlerin arbeiten sie daran urbanen Tanzstilen im Bühnenkontext mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Sie zeigen ihre Arbeiten auf den Bühnen von Orten wie dem tanzhaus nrw, Ringlokschuppen Ruhr, dem Kölner Künstler:innen Theater und der TanzFaktur.

Dauer: ca. 30 – 40 Min.

Sprache: Einzelne Fragmente sind auf deutscher, persischer, englischer und ukrainischer Sprache. Diese sind aber nicht nötig, um das Stück zu verstehen.

Choreografie, Tanz, Komposition: Nasrin Torabi & Ruby (Diana Schöne), Dramaturgie: Yeliz Pazar; Musik: Vunky Lao; Fotos: Eva Berten.


Gefördert durch das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste und Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.