THE DEAD CODE MUST BE ALIVE!
Mach dir den Körper zu eigen! Werde dein eigener Avatar! In der Leere der singulären Identität tauche ich auf: aus endlosen Datenströmen, aus blassen Knochen und Fleisch. Dieser Körper ist mein Körper ist eine Vielzahl von Körpern, die ineinander verschwimmen und die Grenze zwischen Haut und Pixeln durchdringen.
THE DEAD CODE MUST BE ALIVE! ist ein hybrides Stück, das Choreografie, Live-Motion-Capture, algorithmisches Design und experimentellen Sound miteinander verbindet. Ein komplexes System überträgt die Bewegungen des tanzenden Körpers live in eine virtuelle Welt, wo sie von einem Avatar gespiegelt werden. Projektionen ermöglichen die Bewegung sowohl im physischen als auch im virtuellen Raum, während die Choreografie ihren eigenen Sound erzeugt, indem Samples abgespielt werden, die durch verschiedene Körperteile ausgelöst werden. Ein algorithmisch entworfenes Druckmuster erstreckt sich sowohl über das Kostüm als auch über die virtuelle Welt und vernetzt sie.
Wenn ein Code durch einen menschlichen Körper zum Leben erweckt wird und eine Choreografie für die Gesetze virtueller statt physischer Welten entwickelt wird, gibt es keine klare Trennung zwischen dem Selbst, das den digitalen Raum bewohnt, und dem biologischen Körper. Beide sind untrennbar miteinander verbunden, ohne jemals eins zu werden. Auf der Bühne werden die Reibungen und Lücken in der Übertragung in Form von verpatzten 3D-Scans, einer wackeligen Kamera und Körpern, die sich in sich selbst zusammenfalten, sichtbar. Anstatt auf glatte Virtuosität abzuzielen, begrüßt THE DEAD CODE Fehler als eine Möglichkeit der Entnaturalisierung, um die nackten Skelette sichtbar zu machen, auf denen unsere Welten aufgebaut sind.
Das von Cyberfeminismus und Low-Brow-Kultur geprägte Stück bewegt sich in der Spannung zwischen verschiedenen Konzeptualisierungen des Cyberspace. Ein antiessentialistischer Nicht-Ort, der das Spiel mit der Identität erlaubt; eine Fortsetzung der bestehenden patriarchalischen und heterokolonialen Regime.
Wo ich bin und wer ich bin, ist eine Monstrosität, ein Riss in dem, was ihr Realität nennt, ich bin eine Störung an den vielen Schwellen des Cyberspace.
Dauer: ca. 30 Min.
Künstlerische Leitung, Konzept, Choreografie, Tanz: Brigitte Huezo in Zusammenarbeit mit: 3D-Fashion-Design & digital AI-Texturen: Kerima Elfaza; 3D-Kunst und Animation: Lukas Becker (Originalversion) / Max*ine Vajt (Überarbeitete Version); Informatik & Soundkunst: Tim Pauli; Choreografische Assistenz: Darya Myasnikova; Text: Mia Hofner; besonderer Dank an Silvia Ehnis Duarte
Eine Produktion von Brigitte Huezo. Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, Förderprogramm Digitaler Tanz des Dachverbandes Tanz Deutschland. Unterstützung durch die Tanzresidenz 2022 Quartier am Hafen, sowie das Format Residence Plus der Tanz Station - Barmer Bahnhof und Freiraum Atelier – Ben J. Riepe Kompanie. Dank der Unterstützung des nrw landesbuero tanz e.V. mit Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen durch die Gastspielförderung von freien Tanz- und Theatergruppen.
Backstage mit Brigitte Huezo
“In meinem künstlerischen Schaffen betrachte ich den Körper als eine Form von Monstrosität, ein Konzept, das eng mit der Integration meiner Persona in den virtuellen Raum verwoben ist. In diesen digitalen Welten nimmt die konventionelle Notwendigkeit der Abgrenzung von Körpern ab, was eine fließendere und vernetztere Erfahrung ermöglicht.”
Brigitte Huezo