Now & Next
Die Plattform für choreografischen Nachwuchs zeigt regelmäßig erste eigene Arbeiten, Projekte und Arbeitsstände von Künstler*innen aus Nordrhein-Westfalen. An einem Abend werden bis zu drei kurze Stücke präsentiert. Im Anschluss gibt es einen Austausch mit den Künstler*innen. In der Märzausgabe von Now & Next präsentieren wir junge Ästhetiken aus der zeitgenössischen Szene von Ander Ballarin, Emma Stacey, u. a. Das vollständige Programm veröffentlichen wir Anfang des neuen Jahres hier auf der Webseite.
Dauer: ca. 90 Min.
Sa 29.03. | im Anschluss Talk im Foyer |
Ander Ballarin & Emma Stacey: Risking my life so you can sleep tightly
Wer hat die Hunde losgelassen? Die Hunde, die den Boden niedertrampeln Panik verbreiten und Machtspiele spielen. Sie bringen uns dazu sie zu fürchten, sie zu verdammt sie, und sie lassen uns in ihrer Gegenwart zusammenzucken. Vom Liebhaber deines besten Freundes bis hin zu einem Familienmitglied, von der Person, die neben dir in der Straßenbahn sitzt, bis zum Kioskbesitzer, bei dem du dein Bier kaufst. Polizeigewalt zerstört nicht nur einzelne Existenzen, sondern lässt Autoritarismus in unseren Alltag einsickern.
Risking my life so you can sleep tightly ist ein Forschungsprojekt von Ander Ballarin und Emma Stacey, begleitet von Tomás Andreas Müller Vargas an der elektrischen Gitarre, das Demonstrationen als Schmelztiegel untersucht, in denen neue Normativitäten entstehen. Demonstrationen eröffnen Räume, in denen traditionelle Normen auf dem Spiel stehen. Vielfältige Identitäten versammeln sich und schaffen alternative Formen von Gemeinschaft und Widerstand. Protestierende stellen sich vor, was möglich ist, und entwerfen eine Zukunft, die von ihren gegenwärtigen Handlungen geleitet wird. Dies kann ein Prozess der Selbstfindung und Selbstbestätigung sein, bei dem Einzelpersonen ihre Identitäten annehmen.
Ander Ballarin und Emma Stacey sind zwei Performer*innen, die gemeinsam am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz an der HfMT in Köln studiert haben. Sie sind neu in der Entwicklung eigener Stücke, und dies ist die erste Forschung, an der sie gemeinsam arbeiten. Die Idee für dieses Projekt entstand im November 2023. Während der Sommerresidenz im tanzhaus nrw sammelten sie viele Recherchen, Ideen, Bewegungselemente und Material.
Konzept & Performance: Ander Ballarin & Emma Stacey; E-Gitarre: Tomás Andreas Müller Vargas.
Isabel Carvalho: No Bad Eye Against This Magic
No Bad Eye Against This Magic (re)imaginiert den Körper in einer wilden Wiedergeburt jenseits sozialer und geschlechter Normen: Ein psychomagisches Manifest von Körperzaubern und einer Magie, die Geschichten und Erinnerungen neu schreibt. Dieser Tanz durchquert Zeitlichkeiten, Kräfte und Sehnsüchte nach Befreiung. Der Körper wird als Spiegel von Offenbarungen betrachtet. Magische Wesen werden beschworen, die Welten aktivieren, die in den Augen der westlichen hegemonialen Logik unmöglich erscheinen. No Bad Eye Against This Magic ist vor allem eine Einladung zu durchschauen, Hände zu berühren, zu lachen, zu spotten, Witze und Spiele zu teilen und zu rebellieren. Zu rebellieren und uns lachend von kolonialen Werten zu befreien.
Das Solo entwickelte Isabel während ihres Studiums am ZZT in Köln, wo sie im letzten Jahr ihren Bachelor in Zeitgenössischem Tanz abschloss. Im Rahmen von Now & Next wurde die ursprünglich siebenminütige Kurzversion erweitert und ausgebaut.
Isabel Carvalho, Tochter der Meeresgöttin Yemanjá, wurde in Brasília geboren und wuchs in einer afro-indigenen brasilianischen Religionsgemeinschaft auf. Sie gehört zur dritten Generation einer Familie von rituellen Komponist:innen. In ihrer künstlerischen Arbeit verbindet Isabel kosmologische Praktiken, queere Tanzansätze, kritisches Denken und Aktivismus. Sie sieht die Bühne als ein uraltes Vermächtnis zukünftiger Möglichkeiten. Neben ihrem Studium am ZZT in Köln absolvierte sie auch Ausbildungen an der DDSKS in Kopenhagen (Danish National School of Performing Arts) und an der Area Barcelona.
Konzept, Choreografie, Tanz: Isabel Carvalho; Konstümdesign: Benze C. Werner; Mentorat: Luara Raio, Dramaturgie: Demetrios Navras.
Dieses Solo ist eine besondere Hommage an Cristóbal Jodorowsky. Dank an alle Freund*innen und Künstler*innen, die diese Arbeit begleiten und unterstützen.
Sonja Reischl: LIBERATIO
In der Performance LIBERATIO begibt sich die Tänzerin und Choreografin Sonja Reischl auf die Suche nach ihrer Identität als Frau in der Hip Hop Kultur – einer Szene, die bis heute stark männlich geprägt ist. Das Stück thematisiert den Prozess des Loslassens und der Selbstermächtigung: Es geht darum, die eigenen Stärken und einzigartigen Qualitäten als Frau innerhalb dieser Culture zu entdecken und anzuerkennen. Innerhalb des Cyphers – einem Raum des Austauschs und der Interaktion, umgeben von vielfältigen Energien, Ansichten und Haltungen – begegnet sie sich selbst auf einer neuen Ebene. Dabei erforscht sie, wie weiblicher Ausdruck im Hip Hop Tanz Gestalt annimmt und welche Bewegungsqualitäten sich damit verbinden lassen.
Das Stück entstand im Rahmen einer Recherche, die 2023 durch das Förderprogramm „Neustart Kultur/Dis-Tanzen-Solo“ gefördert wurde. 2024 feierte es seine Premiere beim SoloDuo Festival NRW. Für Now & Next überarbeitet und erweitert Sonja das existierende Szück. Sonja Reischl ist Tänzerin und Choreografin aus Düsseldorf mit einem Schwerpunkt auf Hip Hop und Clubstyles. Sie unterrichtet seit vielen Jahren Choreografie und Freestyle in verschiedenen Stilen und Altersklassen und ist Mitglied mehrerer Tanzkompanien. Im Kollektiv mit FeminineX erhielt sie 2021 die Sprungbrett Tanzrecherche.
Konzept/Tanz: Sonja Reischl.