Trevoga
11 3 8 7 füllt die Augen mit ausgefeilten Bildern, doch die Verpackung ist hohl. Hinter dem glänzenden Erscheinungsbild fiktiver Avatare verbirgt sich eine beunruhigende Atmosphäre, die kaum zu fassen ist. Als würde man allein durch ein verlassenes Einkaufszentrum wandern, verfolgt vom Schauer einer kalten, künstlichen Abwesenheit. Trevoga entwickelt mit dem elektronischen Musikproduzenten Damyst eine düstere Vision menschlicher Körper in medial-digitalen Welten. 11 3 8 7 ist von den niemals endenden Fantasien inspiriert, die wir online fabrizieren, und deren widersprüchliche Beziehung zur zunehmend feindseligen Realität. Das Stück führt virtuelle Darstellungen ‚echter‘ menschlicher Interaktionen weit ins Unbekannte – ähnlich wie ein KI-Bot Inhalte auf Aufforderung verzerrt.
Trevoga ist ein Tanzkollektiv aus Amsterdam bestehend aus Neda Ruzheva (BG, 1999), Antonina Pushkareva (RU, 2000) und Erikas Žilaitis (LT, 1999) – Absolvent*innen der Amsterdamer Universität der Künste. Alle drei vereint die Erfahrung des Aufwachsens im nebulösen sozio-politischen Kontext des postsowjetischen Wiederaufbaus – zwischen den gewaltsam durchgesetzten moralischen Imperativen einer gespenstischen Diktatur und dem betäubenden Hedonismus eines neugeborenen Konsumtraums. Diese Ambivalenz ist die Grundlage von Trevogas Arbeiten, in denen schrille Tropen aus den Populärmedien und der Hochkultur Hand in Hand mit einem profanen Gefühl der Bedrängnis gehen. Indem sie mit Genres, Registern und Symbolen mit unverhohlener Inkohärenz spielen, betrachtet das Trio ihre Körper als Symptome ihrer zahlreichen Abhängigkeiten und die Bühne als Mittel, um ihre vielen dissonanten Prozesse und widersprüchlichen Kräfte zu entwirren.
Backstage mit Neda Ruzheva (Trevoga)
„Wir haben das Gefühl, dass die Zeit, in der sich Künstler*innen mit abstrakten Konzepten und universellen Wahrheiten auseinandergesetzt haben, vorbei ist. Wir glauben, dass wir unsere persönlichen Erfahrungen mitbringen, und wir haben die Mythen, Geschichten, die uns überliefert wurden. Wir haben unser emotionales Gepäck und unsere Befindlichkeiten. Wir sehen unsere Körper tatsächlich als Symptome der verschiedenen physischen und symbolischen Umgebungen, in denen sie aufgewachsen sind.“
Choreografie: Trevoga Collective; Styling: La Fam; Ton: Damyst; Licht: Nadia Bekkers; Branding: Rosa Álvarez Solano; Fotografie: Giovanni Salice; Mit Dank an: Suzy Blok, Assen Assenov, Elianna Lilova, Karina Villafan, Sarki Suhail, Dovilė Krutulytė & Anna Van Jaarsveld.
Eine Koproduktion von ICK Amsterdam x One Dance Week Bulgaria. Mit Unterstützung von NORMA Funds, Performing Art Funds NL & Amsterdam Fund for the Arts. Gefördert durch die Kunststiftung NRW und das Europäische Tanznetzwerk Aerowaves.