Still Not Still
Voll abgründigem Humor und surrealistischen Bildern beschwört die Choreografin und Tänzerin Ligia Lewis in Still Not Still eine poetische Theatersprache, die jede Fantasie von historischem Fortschritt erschüttert. Die choreografische Komposition für sieben Performer*innen beschäftigt sich mit dem jahrhundertealten und fortwährenden Ausschluss Schwarzer und nicht-weißer Menschen aus der Geschichtsschreibung. Inspiriert von dem italienischen Bild einer Schwarzen Madonna aus dem 8. Jh. sowie einer französischen „Complainte“ (Klagelied) aus dem 14. Jh., spricht die Performance diese Leerstellen als „lacuna“ (dunkle Höhle) an. Ligia Lewis wendet sich der dunklen Höhle des Theaterraums zu und verhandelt darin die Vergangenheit, um eine andere Zukunft möglich zu machen. Gleichzeitig Tragödie und Komödie, bedient sich das Tanzstück der spielerisch ausdruckslosen Expressivität und trockenen Komik des „Deadpan“. Ligia Lewis, ehemals Factory Artist am tanzhaus nrw und Kuratorin des Festivals VOLUME UP, entwirft hier eine Welt außerhalb der Zeit, in der mit der kreativen Kraft der Fiktionalisierung dunkle Lücken aufgespürt und Stillstand in Bewegung gebracht werden. Ausgehend davon, dass Geschichtsschreibung fehlbar und unzureichend ist, stellt sich die Frage, was entstehen könnte, wenn sie zu Grabe getragen wird. Still Not Still nimmt als langanhaltendes Lamento Gestalt an und setzt der Geschichte eine Klage entgegen – eine musikalisch-performative Reklamation.
Ligia Lewis entwickelt expressive Konzepte, die Bewegungen, Sprache, Affekte, Gedanken, Beziehungen, Ausdrucksweisen und den Körpern, die sie tragen, eine Form geben. Zusammengehalten durch die Logik der Wechselbeziehung, der Unordnung und des Spiels, schafft sie Raum für das Entstehende und Unbestimmte. In der und durch die verkörperte Praxis, trifft de Körper auf klangliche und visuelle Metaphern, die das Rätselhafte, das Poetische und das Dissonante in ihrer Arbeit materialisieren. Ligia Lewis wurde mehrfach bepreist, jüngst mit der Tabori-Auszeichnung.
Dauer: 105 Min.
Es ist vernünftig, die Welt an der Grenze von Sinn und NICHT-Sinn zu verorten
Man dreht sich und dreht sich und dann bleibt man stehen und fällt zu Boden
Was ist toter als tot? Ligia Lewis
Fr 06.08. 19:00 | Festival Opening |
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Sa 07.08. 22:00 | DJ Session mit DJ Justin Kennedy feat. Ligia Lewis |
Sa 14.08. 11:00 | Artist Workshop II: Imagemaking mit Ligia Lewis |
Konzept, Choreografie, künstlerische Leitung: Ligia Lewis; Performance: Boglárka Börcsök, Corey-Scott Gilbert, Cassie Augusta Jørgensen, Damian Rebgetz, Darius Dolatyari, Jolie Ngemi, Justin Kennedy; Dramaturgie: Maja Zimmermann; Outside Eye: Dragana Bulut; Lichtdesign, technische Leitung: Joseph Wegmann; Bühnenbild: Claudia Besuch (Gali); Kostüme: Marta Martino; Sounddesign, Komposition: S. McKenna; Akustische sowie elektrische Gitarre: Joey Gavin; Assistenz: Lissa-Johanna Volquartz; Produktionsleitung: Hannes Frey (HAU Hebbel am Ufer); Produktionsassistenz: Vera Laube (HAU Hebbel am Ufer); Touring, Distribution: Nicole Schuchardt (HAU Hebbel am Ufer).
Eine Produktion von Ligia Lewis / HAU Hebbel am Ufer, koproduziert durch das tanzhaus nrw im Rahmen des Bündnis der Produktionshäuser, Arsenic – Centre d'art scénique contemporain, Tanzquartier Wien, Black Box teater, Kunstencentrum Vooruit, Gessnerallee und Dance International Glasgow / Tramway. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds. Weiterhin unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ (NPN) Gastspielförderung Tanz, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Das Gastspiel findet statt im Rahmen von VOLUME UP, gefördert durch die Kunststiftung NRW.