Statement

Ende der Förderung für das Bündnis internationaler Produktionshäuser – nach zehnjähriger Erfolgsgeschichte

Das Bündnis internationaler Produktionshäuser wird trotz Rekord-Etat für Kultur und Medien im Jahr 2026 nicht mehr gefördert. Damit endet ein erfolgreiches, bestens evaluiertes Modell der Bund-Land-Kommunen-Kooperation in der Förderung bundesrelevanter Orte der deutschen und internationalen Freien Darstellenden Künste.
 
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien konnte in der vergangenen Woche einen Aufwuchs des Bundeskulturetats von 10% gegenüber dem Vorjahr vermelden. Das Bündnis internationaler Produktionshäuser ist im Bundeshaushalt aber nach 10 Jahren erstmals nicht mehr berücksichtigt. Damit hat ein erfolgreiches Kooperationsmodell für die Etablierung, Entwicklung und Internationalisierung der Freien Darstellenden Künste keine Unterstützung mehr in der Bundeskulturpolitik.

Als Ankerinstitutionen arbeiten die Bündnishäuser jedes Jahr mit tausenden Künstler*innen, hunderten zivilgesellschaftlichen Kooperationspartner*innen und erreichen hunderttausende Theaterbegeisterte deutschland- und weltweit. Internationale Koproduktionen, Gastspiele und internationale Residenzprogramme verbinden Deutschland mit der Welt. Durch den Wegfall der vom Bund
bereitgestellten Mittel werden diese Verbindungen gekappt und Kontinuitäten abrupt abgebrochen.
Auch in der Transformation von Kulturinstitutionen und der Arbeit an der Zukunftsfähigkeit der deutschen Theaterlandschaft ist das Bündnis Innovationsmotor und ohne diese Arbeit erleidet die Entwicklung progressiver Formate und neuer Produktionsweisen schweren Schaden.

In Sorge versetzt uns diese Entscheidung auch bzgl. der Signalwirkung in die Länder und Kommunen: In Zeiten knapper Kassen werden die zukunftsweisenden, internationalen Projekte zuerst fallengelassen.
Der BKM und die Regierungskoalition setzen mit ihrer Entscheidung die Sichtbarkeit der Freien Szene bundesweit und international aufs Spiel und engen öffentliche künstlerische und kulturelle Räume erheblich in ihrer internationalen Ausrichtung ein.

Die größten Aufwüchse im Kultur- und Medienetat fließen 2026 in die Kulturbauten-Offensive. Wir halten es für bedenklich, die Häuser zu  pflegen, nicht aber die beweglichen und innovativen Programme, die mit dem Publikum und den internationalen Stadtgesellschaften in einen Austausch gehen und die Kulturbauten beleben.

Wir bedanken uns bei unseren Partner*innen und Unterstützer*innen – nicht zuletzt auch bei den Parlamentarier*innen, die sich, am Ende leider erfolglos, aktuell im parlamentarischen Verfahren für uns eingesetzt haben. Dank einer kooperativen Förderung durch den Fonds Darstellende Künste können wir im Jahr 2026 noch eine Ausgabe des Festivals Claiming Common Spaces realisieren. Wir sind überzeugt von der Notwendigkeit der bundesweiten Vernetzung als Bündnis internationaler Produktionshäuser und werden selbstverständlich auch weiterhin dafür Überzeugungsarbeit leisten, dass es wieder zu einer Förderung unserer Arbeit kommt.

Um auch zukünftig auf Bundesebene grundlegende und wegweisende Aufgaben nationaler und internationaler Kulturpolitik gemeinsam gestalten zu können, fordern wir die Bundesregierung auf, die Streichung 2027
zurückzunehmen.

Herzliche Grüße

Amelie Deufelhard, Kampnagel Hamburg
Marcus Droß & Anna Wagner, Künstler*innenhaus Mousonturm Frankfurt/Main
Ingrida Gerbutavičiūtė, tanzhaus nrw Düsseldorf
Stefan Hilterhaus, PACT Zollverein Essen
Caren Schlewitt, HELLERAU Europäisches Zentrum der Künste Dresden
Kathrin Tiedemann, Forum Freies Theater (FFT) Düsseldorf
Annemarie Vanackere, HAU Hebbel am Ufer Berlin

20.11.2025

 

Zur Website des Bündnis Internationaler Produktionshäuser geht’s HIER.